Die Ereignisse in der Nacht, in der die 10-jährige Lena verstarb, werfen nach der Anklage gegen Müllmann und ehemaligen Heimbewohner Daniel T. (25) wegen Vergewaltigung neue Fragen zur möglichen Mitverantwortung von Betreuern und Behörden auf. Ermittler gehen davon aus, dass Lena zwischen dem 3. April, 21 Uhr, und dem darauffolgenden Tag um 9 Uhr verstarb, ohne während dieser Zeit von einem Erzieher gesehen zu werden.
Demnach soll Daniel T. in dieser Nacht durch ein offenstehendes Badezimmerfenster in das Heim eingedrungen sein, angeblich auf der Suche nach Diebesgut im Zimmer eines Mitbewohners. Aus Vernehmungen der Beschuldigten geht hervor, dass er auf einen 11-jährigen Jungen traf und gemeinsam mit ihm „ein Bierchen“ trank und Pornografie konsumierte. Anschließend holte der Junge Lena aus einem anderen Zimmer, und Daniel T. wird beschuldigt, sexuelle Übergriffe an ihr begangen zu haben, die nun als Vergewaltigung betrachtet werden. Danach verließ er das Heim.
Es bleibt rätselhaft, warum die Betreuer nichts von diesem Vorfall bemerkten, obwohl der Junge zuvor wegen eines Konflikts der Eltern zwangseingewiesen worden war. Eine Privatperson hat Strafanzeige wegen möglicher Pflichtverletzungen erstattet.
Schließlich soll der Junge Lena stranguliert und getötet haben, was durch seine DNA am Hals des Mädchens nachgewiesen wurde. Daniel T. hinterließ hingegen nur Spuren im Intimbereich des Opfers.
Da ihm die Tötung nicht nachzuweisen ist, wird er nur wegen Vergewaltigung und Einbruchs angeklagt und hofft auf ein nicht öffentliches Verfahren vor der Jugendschutzkammer des Landgerichts Hof. Der Junge kann für seine Tat nicht belangt werden und schweigt zum Vorwurf.
Es ist erwähnenswert, dass der Minderjährige und der Müllmann sich vor der Tat nicht kannten. Beide sollen jedoch zuvor zeitweise im Bezirkskrankenhaus Bayreuth behandelt worden sein.
Es bleibt fraglich, warum Daniel T. nach mehreren Einbrüchen in Baucontainer und Diebstählen von Baumaschinen in eine Pflegeeinrichtung eingedrungen sein soll und welchen Wert er dort vermutete. Es wird angenommen, dass die Abwesenheit der meisten Bewohner und Betreuer aufgrund eines Ski-Ausflugs diesen Vorfall begünstigte. Dies war ein weiterer tragischer Zufall in dieser schicksalhaften April-Nacht.
