Entscheidende Wendung im Kampf um den Süden der Ukraine
Die aktuellen Entwicklungen in der umkämpften Region Saporischschja stellen einen entscheidenden Moment dar. Die ukrainische Armee hat nun ihre strategische Reserve in den Konflikt eingebracht, insbesondere in der mehrheitlich besetzten Region um Saporischschja. Jedoch läuft der Einsatz anders als geplant.
Seit Dienstag ist die hochrangige 82. Luftangriffs-Brigade der ukrainischen Armee nahe dem Dorf Robotyne im Einsatz. Ausgerüstet mit britischen Challenger-2-Kampfpanzern, deutschen Marder-Schützenpanzern und amerikanischen Stryker-Radpanzern gilt diese 2000 Mann starke Brigade als die schlagkräftigste Einheit, die die ukrainische Armee zu bieten hat.
Auf Videos, die von ukrainischer und russischer Seite veröffentlicht wurden, sind die drei wesentlichen Kampffahrzeuge der Brigade nahe der Frontlinie zu sehen. Dies bestätigt ihren Einsatz in der seit zehn Wochen umkämpften Gegend um Robotyne zweifelsfrei. Die Brigade wurde zu Beginn des Jahres während einer zweimonatigen Ausbildung in Großbritannien darauf vorbereitet, Russlands Invasionsarmee entgegenzutreten.
Allerdings deutet die Entsendung dieser Brigade auf einen möglichen Notfallplan der Kiewer Führung hin. Ursprünglich sollte die 82. Brigade erst zum Einsatz kommen, nachdem schwächere Truppenteile eine Lücke in der russischen Verteidigung geschaffen hätten. Die Brigade sollte in diese Lücke vorstoßen und südwärts voranschreiten.
Doch aufgrund der langsamen Fortschritte in der Gegenoffensive, der massiven russischen Verteidigung und der erheblichen Verluste in Menschen und Material in anderen Truppenteilen musste Kiew umdenken. Jetzt ist die 82. Brigade angehalten, selbst eine Bresche in die russische Verteidigung zu schlagen, um dann auf die strategisch bedeutenden Städte Tokmak und Militopol vorzurücken, das Asowsche Meer zu erreichen und später in Richtung der seit 2014 russisch besetzten Krim vorzudringen.
Russische Kriegsblogger sehen die Verlegung der Brigade an die Front als Erfolg auf ihrer Seite. Sie behaupten, dass die „fehlgeschlagenen ukrainischen Fleischangriffe“ die Ukraine dazu gezwungen haben, ihre Taktik zu ändern und die 82. Luftangriffs-Brigade nun als Spitze für den Durchbruchsversuch einzusetzen.
Dennoch könnten sich die Russen zu früh freuen. Die ersten Tage des Einsatzes der Brigade haben bereits ihre beeindruckende Leistungsfähigkeit gezeigt. Seit Montag halten ukrainische Truppen Teile des strategisch wichtigen Dorfes Robotyne besetzt, was in den vorherigen zehn Wochen nicht gelungen war.
Die Intensität der Kämpfe rund um die neue Angriffsbrigade wurde am Donnerstag von einem ukrainischen Kriegsblogger verdeutlicht. In einem Telegram-Nachrichtendienst schrieb er: „Die heftigsten Nahkämpfe finden im Dorf Robotyne und westlich davon statt. Angriffspanzergruppen der ukrainischen Streitkräfte haben die russischen Streitkräfte aus mehreren Stützpunkten vertrieben, doch der Feind unternimmt regelmäßig mit Unterstützung seiner Luftwaffe Versuche, die Kontrolle zurückzugewinnen. Die Lage ist äußerst herausfordernd.“
Immerhin gelang es der Ukraine am Donnerstag, einen der gefürchteten russischen Erdkampfhubschrauber des Typs KA-52 „Alligator“ südlich von Robotyne abzuschießen. Berichten zufolge setzten ukrainische Soldaten ein schwedisches schultergestütztes Kurzstrecken-Boden-Luft-Lenkwaffensystem vom Typ „RBS 70“ ein. Dies unterstreicht erneut, dass die Ukraine in der Schlacht um die südliche Region Saprischschja weiter aufrüstet.
